Lichtblicke in der Energielandschaft:
Die Kunst am Bau
Das Heizkraftwerk und das Gasmotorenkraftwerk stehen für zukunftsweisende Industriearchitektur. Sie stellen mit ihrer außergewöhnlichen Formensprache selbst eigene Kunstwerke dar. Die in den 1980er-Jahren beauftragten Architekten Jochem Jourdan und Bernhard Müller setzten bei der Erweiterung des Heizkraftwerks auf eine ästhetische Architektur. Ihr Ziel war es, die Technik in den Mittelpunkt zu stellen und nicht hinter einer Fassade zu verstecken. Wie ein Baukastensystem vereint die Architektur die Gebäude und Technik der Kraftwerke. Das Gasmotorenkraftwerk fügt sich seit 2022, unter Beachtung zeitgemäßer Elemente wie der Photovoltaik-Fassade, in diese Industriearchitektur ein. Es erschafft an seiner Südfassade mit dem „Monolith im Feld“ des Architekturbüros CBAG. Studio aus Saarlouis einen nachhaltigen Blickfang im Osten Saarbrückens.
Die Kunst gehört traditionell zum Erscheinungsbild der Kraftwerke dazu. Mit „Kunst am Bau“ wurden vier Kunstwerke international renommierter Künstler zum Thema Energieversorgung und Umgang mit Ressourcen fest vor Ort etabliert. Die Graffiti-Kunst an der Südfassade des Heizkraftwerks erweiterte das Kunstkonzept 2013 auf zeitgemäße Art.
Fallender Tempel
Kunst am Bau, 1990, Künstler: Edward Allington
Der „Fallende Tempel“ thront mit 6 x 13 Metern, gut sichtbar von der Saarseite, wie eine Kühlerfigur auf dem Spalt zwischen den Kühlblöcken des Heizkraftwerks. Er ist schief montiert und wirkt dadurch instabil, als würde er jeden Moment abstürzen. Der Künstler setzt sich so kritisch mit dem Stellenwert von Kraftwerken als „Wissenschaftstempel“ unserer Zeit auseinander, die andere Bedeutungen für Tempel abgelöst haben. Wenn nachts ein Lichtstrahl die Saar beleuchtet, entsteht eine direkte Verbindung zwischen Industriebau und -fluss.
Häuserlandschaft
Kunst am Bau, 1990, Künstler: Thomas Schütte
Die „Häuserlandschaft“ an der Fassade des Kesselhausblocks entsteht durch die Kombination von roten Plexiglasgiebeln, gelben Leuchtstoffröhren und 28 quadratische Fenstern. Im Hellen ist sie Teil einer postmodernen Fassadengestaltung. Im Dunklen lässt die Beleuchtung das Piktogramm einer kleinen Siedlung wach werden. Sie ist ein Symbol dafür, dass das Kraftwerk der Bevölkerung dient und sie mit Energie versorgt.
Schneemann
Kunst am Bau, 1990, Künstler: Peter Fischli, David Weiss
In einer Glasvitrine direkt neben der Pförtnerloge steht das Kunstwerk „Schneemann“. Der „Schneemann“ gilt als Seele des Heizkraftwerks, als Symbol des Zusammenspiels der Elemente bei der Energieerzeugung. Er ist Teil des ständigen Kreislaufs aus Wärme und Abkühlung. Denn am „Schneemann“ lässt sich erkennen, ob im Heizkraftwerk Strom erzeugt wird. Sobald die Kühlaggregate der Vitrine mit Strom versorgt werden, lagert sich, wie in einem Gefrierschrank, Kondenswasser als Eisschichten ab. Dann entsteht aus dem kugeligen Betonkörper des Kunstwerks ein echter Schneemann.
Wassermühle
Kunst am Bau, 1990, Künstlerin: Katharina Fritsch
Die sieben Meter hohe „Wassermühle“ will eine Brücke schlagen – von der Technik vergangener Jahrhunderte zur innovativen Technologie des Heizkraftwerks. Sie verbindet so Tradition und Moderne. Die Mühle steht 100 Meter vom Heizkraftwerk entfernt auf einer Landzunge in der Saar. Dieser Abstand ist gewollt – ein Symbol dafür, dass es keinen Weg zu den ehemaligen Formen der Energieversorgung zurückgibt. Kraftwerke haben Mühlen als Energielieferant der vorindustriellen Zeit abgelöst.
Beleuchtung Schornstein
Der Schornstein des Heizkraftwerks ist mit seiner Höhe von 177 Metern überall in Saarbrücken sichtbar und ein Wahrzeichen der Stadt. Seit 2014 unterstützt Energie SaarLorLux diese Leuchtturm-Funktion für die Landeshauptstadt, indem der Schornstein in den Morgen- und Abendstunden mit energiesparenden LED-Scheinwerfern beleuchtet wird – eine Maßnahme, die eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung genießt. Neben der blauen Grundbeleuchtung, zugleich Farbe der Landeshauptstadt und der Energie SaarLorLux, wird zu besonderen Gelegenheiten die Illumination des Schornsteins verändert, bspw. in der Adventszeit oder zum Filmfestival Max Ophüls Preis.
Graffitikunst am Heizkraftwerk
2013 veredelten vier renommierte Urban Art-Künstler die Südfassade des Heizkraftwerks auf künstlerische Art. Tobias „Mene Tekel“ Müller, „Raks“ alias Daniel Hahn, „Laune“, mit bürgerlichem Namen Alexander Fielitz, und „Reso“ bzw. Patrick Jungfleisch setzten das Thema Energie in Form moderner Graffitikunst um.
In einem gemeinsamen Gestaltungs- und Farbkonzept haben sie unter Einsatz ihrer Spraydosen die zur Saar hin gelegene Mauer mit Energiemotiven versehen. Die Fassade wurde in vier Abschnitte mit den Themen Kohle, Wasser, Dampf und Strom unterteilt – alles in unmittelbarer Verbindung zum Menschen. Mit diesen vereinfachten geometrischen Formenkonstellationen, die den Prozess der Energiegewinnung veranschaulichen, wird der Charakter des Heizkraftwerks für den Publikumsverkehr aufgewertet. Seit 2013 wird das Teilstück an der Saar zwischen dem Staden und dem Osthafen durch einen neuen Radweg für verbunden. Der Weg führt über das Betriebsgelände der Energie SaarLorLux AG, die sich am Bau des beleuchteten, naturbezogenen und künstlerisch angelegten Weges zur Verbesserung des regionalen Naherholungs- und Freizeitangebots beteiligte.
„Monolith im Feld“: Die Südfassade des Gasmotorenkraftwerks
Die Photovoltaikanlage an der Südfassade des GAMOR-Gebäudes sorgt nicht nur für eine grüne Energiezeugung durch Sonnenkraft. Als „Monolith im Feld“ – so vom ausführenden Architekturbüro CBAG. Studio aus Saarlouis betitelt – sticht die Fassade wie ein einzelner großer Edelstein aus der Umgebung heraus. Sie bietet von Seiten der Saar und der Ost-Spange einen neuen, architektonischen Fixpunkt im Stadtbild Saarbrückens. Der „Monolith im Feld“ gliedert sich natürlich in das unmittelbare Umfeld ein, unterstützt durch die vorgelagerte Gartenanlage im Urban Gardening-Stil.