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15.05.2023 | Interview

„Mein Tipp für Unternehmen zum Energiemanagement: einfach machen.“

Dr. Torsten Hager, Hager Group

Dr. Torsten Hager besitzt als Director Future Energy Solutions International der Hager Group einen direkten Blick auf Energielösungen der Zukunft für Haushalte und Unternehmen. Er stellt in seinem Veranstaltungs-Vortrag die Frage: „Von der PV-Anlage, über Speicher und Energiemanagement zur Anwendung. Ganzheitliche Energie-Lösungen als Zukunftsmodelle für private Haushalte und gewerbliche Kunden?“ Im Interview gibt er vorab erste Antworten.

Herr Dr. Hager, der Bedarf an elektrischer Energie wird in den nächsten Jahren weiterwachsen. Das erfordert innovative Lösungen, die Energie gewinnen, verteilen und speichern. Wie sehen solche Lösungen heute schon aus und was sind aus Ihrer Sicht die derzeit größten Herausforderungen und Risiken für die Industrie und mittelständische Unternehmen?

Dr. Torsten Hager: Ja, das stimmt: Die Zukunft ist elektrisch. Der Bedarf an elektrischer Energie wird weiter steigen. Dazu trägt nicht nur das Anwachsen der Elektromobilität im Straßenverkehr bei. Auch die steigende Anzahl an elektrischen Lösungen für das Heizen und Kühlen, wie bspw. Wärmepumpen, wird den Stromverbrauch erhöhen. Es ist ein Wandel nötig. Es gibt bereits viele etablierte Lösungen, die uns auf dem Weg zu einem innovativen, digitalen Energiesystem helfen. Auf dem Markt gibt es Photovoltaikanlagen, Stromspeicher, Energiemanager oder Wallboxen für das Laden von E-Autos. Auch wir bieten verschiedene Produkte und Systeme hierfür an. Sie alle sind Teil des Ökosystems bzw. der elektrischen Infrastruktur der Gegenwart und vor allem der Zukunft.

Allerdings gibt es einen Wermutstropfen. Viele ältere Modelle von Wallboxen sind noch nicht mit dem Internet verbunden. Es ist also fraglich inwiefern sie für ein modernes Energiemanagement – lokal, regional oder überregional – verwendet werden können. Damit meine ich die Kommunikation zwischen bspw. dem E-Auto und dem Energiemanager, mit deren Hilfe die Energie- und Speichernutzung optimiert werden können. So könnte bspw. in Zeiten mit viel Wind und Sonnenschein das Fahrzeugs automatisch geladen werden.

Spannend ist auch die derzeitige Entwicklung in Richtung bidirektionale Nutzung von E-Fahrzeugen: Energie aufnehmen, speichern und bei Bedarf auch wieder an das Netz oder das Gebäude abgeben. Das hat Auswirkungen auf die Funktionen von neuen Generationen von Wallboxen sowie an die Integration in Stromnetze.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei Heizungs- und Klimageräten ab die ebenfalls stärker online verbunden und vernetzt werden. Beide Beispiele zeigen, dass wir eine übergreifende Energiemanagementlösung benötigen, die sowohl das Gebäude als auch das Stromnetz berücksichtigt und letzteres stabilisiert. Technologisch ist das alles durchdacht und realisierbar. Regulatorisch gibt es noch Herausforderungen zu bewältigen, wie bspw. die Abgaben und steuerliche Behandlung von Stromspeichern oder bisher bestehende Unterscheidung nach Grün- und Graustrom für den Betrieb von Stromspeichern.

Und dazu gibt es derzeit noch ganz andere Herausforderungen, wie bspw. die Verfügbarkeit von Handwerkern, welche die Systeme in Gebäuden installieren. Hier herrscht jetzt schon ein Fachkräftemangel, der sich in den nächsten Jahren noch verstärken wird.

Die Hager Group

Die Hager Group ist ein führender Anbieter von Lösungen und Dienstleistungen für die Elektroinstallation in Wohn-, Gewerbe- und Industriegebäuden. Als unabhängiges, inhabergeführtes Familienunternehmen mit Sitz in Blieskastel gehört die Hager Group zu den Innovationsführern der Branche. 12.900 Mitarbeiter erwirtschaften einen Umsatz von rund 2,8 Milliarden Euro (2022). Komponenten und Lösungen werden an 20 Standorten rund um den Globus produziert, Kunden in mehr als 100 Ländern der Erde setzen auf sie. Die Hager Group hat sich zum Ziel gesetzt, die elektrische Welt von morgen nachhaltig zu gestalten und eine führende Rolle im Bereich des Energiemanagements und der Energieverteilung zu spielen. Dafür setzt die Hager Group auf sichere und einfache Produkte und Lösungen, die von Energieverteilung, Kabelmanagement und Installationszubehör bis hin zu Gebäudeautomation, Sicherheitssystemen und Energiemanagement reichen. Mehr Informationen unter www.hagergroup.com

Unternehmensgebäude der Hager Group in Blieskastel

Als Gesamt-Lösungsanbieter bietet die Hager Group viele unterschiedliche Produkte, um Gebäude intelligent zu vernetzen und Energie zu managen. Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht für Unternehmen, bestehende Gebäude und die dazugehörige Infrastruktur heute schon auf die Anforderungen der Energiewende vorzubereiten?

Dr. Torsten Hager: Die Energiewende ist ja eigentlich kein Thema der Zukunft, sondern ist heute schon längst bei den Unternehmen angekommen. Wir sehen Photovoltaikanlagen auf Dächern und Wallboxen auf Parkplätzen. Speichersysteme werden in Kellern installiert und Energiemanagementsysteme verbaut. Insbesondere bei Neubauten wird diese „neue“ elektrische Infrastruktur bereits häufig mitgedacht. Die Herausforderungen zeigen sich eher bei Bestandsbauten, wo Raumaufteilung und bestehende Infrastruktur komplexerer Lösungen bedürfen. Doch auch hier gibt es Lösungen. Es gibt weder aus ökologischer noch aus ökonomischer Sicht einen Grund für Firmen oder Institutionen weiter zu warten. Die Technologien sind da und ihre Wirtschaftlichkeit vielfach nachgewiesen – durch hohe Energiepreise zusätzlich gestützt. Vielmehr wird es zum Wettbewerbs- und Standortvorteil, wenn Gebäude durch die Installation der dargestellten Technologien auf die Anforderungen der Energiewende vorbereitet werden. Eine große Rolle spielt die Attraktivität, die ein nachhaltiges Unternehmen auf Arbeitskräfte ausstrahlt. Im Wettbewerb um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema, insbesondere bei der jüngeren Generation. Von daher kann es für Unternehmen nur heißen: loslegen!

Speichersystemen wird eine entscheidende Rolle bei der Energiewende zugeschrieben. Wie weit ist die Technologie heute – im Großen wie im Kleinen?

Dr. Torsten Hager: Wenn wir hier über Speichersysteme reden, sind in erster Linie Photovoltaikspeicher gemeint. Diese Technologie ist sehr weit vorangeschritten. Bei der Hager Group haben wir mehr als zehn Jahre Erfahrung mit der Entwicklung von Speichersystemen. Wir stellen fest, dass die älteren Systeme deutlich länger halten als ursprünglich angenommen. Die neuen Speicher sind in ihrer Performance, Dimension und Haltbarkeit nochmals deutlich verbessert. Das hängt mit der kontinuierlichen Optimierung der Zelltechnologien der Speicher zusammen. Aber auch die Erfahrung, die wir in den letzten Jahren in diesem Bereich gewonnen haben, trägt zur Verbesserung der Systeme bei. Wir wissen dadurch auf welche Zelltechnologien wir setzen und wie wir sie steuern, um eine optimale Lebensdauer zu erreichen. Das trifft auf kleinere Speicher für Einfamilienhäuser zu. Auf diese haben wir uns in der Vergangenheit konzentriert. Es trifft aber auch auf größere Speicher für bspw. Mehrfamilienhäuser oder Gewerbegebäude zu, für die wir nun auch verstärkt an Lösungen arbeiten.

Auch die Speichertechnologie in der E-Mobilität entwickelt sich enorm. Batteriezellenhersteller gehen davon aus, dass bis 2030 bei gleichem Gewicht und Volumen die doppelte Energiemenge in der Autobatterie gespeichert werden kann. Das würde auch bedeuten können, dass sich die Reichweite auf die für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren üblichen 1.000 Kilometer erhöht.

„Lösungen brauchen wir und Lösungen haben wir. Energiespeicher spielen dabei eine maßgebliche Rolle, genauso wie Wallboxen im Bereich E-Mobilität.“

Dr. Torsten Hager, Hager Group

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind Grundpfeiler für den Wandel im Umgang mit der Energie. Wie wichtig sind die Themen Nachhaltigkeit und Effizienz heute schon bei Ihren Kunden und bei der Hager Group?

Dr. Torsten Hager: Nachhaltigkeit und Energieeffizienz werden bereits weitreichend verfolgt und gelebt. Sie sind eine Notwendigkeit, um unsere Welt auch für zukünftige Generationen lebenswert zu erhalten. Und sie sind daher auch gesetzlich und gesellschaftlich im Fokus und dementsprechend auch für viele unserer Kundinnen und Kunden ein Kernthema. Das sehen wir auch an unseren Absatzzahlen: Speicher- und Wallbox-Produkte sind sehr gefragt und insbesondere in den vergangenen zwei bis drei Jahren enorm angestiegen – sowohl für Einfamilienhäuser, als auch für die gewerblichen Anwendung. Ein weiterer Aspekt ist, dass immer häufiger Umweltdeklarationen – insbesondere das Eco-Statement PEP – als Nachweis zur CO2-Einsparung und weiterer Nachhaltigkeitsaktivitäten der Produkte über die Lebensdauer hinweg angefordert werden – d.h. von der Produktion bis hin zur Entsorgung.

Bei der Hager Group ist das Thema Nachhaltigkeit eng mit unserer Unternehmensstrategie und unserem Unternehmenszweck verknüpft. Wir helfen nicht nur unseren Kunden ihren CO2-Abdruck mittels unserer Energiemanagementlösungen oder Speicher zu reduzieren, sondern arbeiten auch hart daran unsere eigenen Kohlenstoffemissionen zu reduzieren. Unsere Ambitionen und Maßnahmen wurden bereits durch den Klimaschutzunternehmen e.V. sowie durch die Science Based Target Initiative SBTi anerkannt. Teil dessen ist bspw. – wo möglich – die schrittweise Installation von Photovoltaikanlagen und Energiespeichern in unseren Unternehmensgebäuden. Aber auch die Installation und Nutzung von Energiemanagementsystemen in unseren Fabriken, Optimierung von Beleuchtungskonzepten oder effiziente Kälte- und Wärmeanlagen zählen dazu. E-Fahrzeuge und Lademöglichkeiten haben wir schon früh installiert und die E-Mobilität in den letzten Jahren verstärkt auf die Firmenfahrzeuge ausgeweitet. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren zudem von dem Ausbau an Wallboxen auf ihren Parkplätzen. Und ein weiterer wichtiger Aspekt ist Ökodesign: Produkte mit nachhaltigeren Materialien entwickeln. Hier forschen wir an alternativen Lösungen und haben bereits erste Projekte umgesetzt, in denen wir recyceltes Plastik statt Neuplastik verwenden.

Wie muss ein nachhaltiges, effizientes Energiemanagement-Konzept aussehen. Wo müssen Unternehmen sich hin entwickeln, um den Energie-Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden und was sind die wichtigsten ersten Schritte?

Dr. Torsten Hager: Das ist individuell zu betrachten und von Unternehmen bzw. Standort unterschiedlich. Ein nachhaltiges, effizientes Energiemanagement-Konzept fußt auf zwei Bereichen: Energiemanagement ist der eine Bereich, Gebäudeautomatisierung der andere. Unter Energiemanagement fällt die Energieerzeugung – also auch die Einbindung von erneuerbaren Energiequellen – , die Speicherung von Energie mit leistungsstarken Stromspeichern, um Abhängigkeiten vom Wetter auszugleichen, und die Steuerung der Energie. Eine intelligente Steuerung ermöglicht nicht nur Eigenproduktion, Netzbezug und Geräte oder Hausbereiche mit großem Energieverbrauch optimal aufeinander abzustimmen. Sie ermöglicht es auch eine mögliche Überlastung des Netzes zu vermeiden.

Ein Beispiel: In Zeiten eines hohen Energiebedarfs im Netz greift das Gebäude auf eigen produzierte Energie zurück, während die Versorgung aus dem Netz auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird. Der Kernpunkt hierbei sind eine funktionierende Kommunikation und Konnektivität der einzelnen Systeme. Mit einer smarten Gebäudeautomatisierung wird Energie effizienter genutzt und trägt so zu einem geringeren Verbrauch bei. Darunter zählen bspw. optimierte Beleuchtungskonzepte oder Konzepte zur automatisierten Nutzung von Lüftungs- und Klimaanlagen.

Können Sie Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region konkrete Tipps zum Energiemanagement geben?

Dr. Torsten Hager: Mein Tipp ist: einfach machen!